Geschichte des Projektes

Die ersten Besuche auf der Kinderstation fanden schon Anfang 2010 statt. Dies passierte auf Initiative der Agentur B:Plan, vertreten durch Petra Brümmer. Das Ziel war, die kleinen PatientInnen auf der Kinderstation während ihres Aufenthaltes aufzuheitern. Im Mai 2013 wurde das Projekt auf die Geriatrische Tagespflege ausgeweitet. Schon in dieser Zeit, hatte das Krankenhaus den Wunsch, auch (angehendes) Pflegepersonal darin zu unterrichten, kleine Methoden zur Ablenkung und Aufmunterung der Patient*innen anzuwenden.
In dieser Zeit wurde beschlossen, aus Kinderlachen hilft Heilen und Lachfalten helfen Heilen ein Forschungsprojekt der Hochschule Osnabrück zu machen um die Möglichkeiten theatraler Interaktions- und Kommunikationsformen in der Krankenpflege zu erforschen und sie in die Ausbildungskonzepte zu integrieren. Von April 2014 bis März 2016 lief dann die Theaterklinik Lingen mit den Projektteilen Kinderlachen hilft Heilen und Lachfalten helfen Heilen als Forschungsprojekt der Hochschule Osnabrück in Kooperation mit dem Bonifatius Hospital. Das Projekt wurde durch den Forschungspool der Hochschule Osnabrück, durch die Klosterkammer Hannover und durch Spenden finanziert.
Da die Einsätze auf den Stationen beim Krankenhauspersonal und bei den Patient*innen gleichermaßen ankamen, wünschte sich das Krankenhaus eine Fortführung der Einsätze, welche nun durch weitere Einzelspenden möglich ist.

Forschung

Die Theaterklinik Lingen ist ein Projekt des Instituts für Theaterpädagogik der Hochschule Osnabrück. Schwerpunkt des Projektes ist die Erforschung theatraler Kommunikations- und Interaktionsformen in der Krankenpflege. Gesucht und erprobt werden theaterpädagogische Methoden, die eng an den Menschen und ihren vitalen Gestaltungsmöglichkeiten orientiert sind. Die Erkenntnisse dieser Arbeit werden in Schulungen und Workshops an Pflegekräfte weitergegeben. Zudem gibt es hier ein Handbuch für Pflegende über theaterpädagogische Methoden.

Selbstverständnis der Theaterklinik

Die Theaterklinik Lingen bringt Theaterpädagogik in den Krankenhausalltag. Dazu wenden wir theaterpädagogische Ansätze gezielt und an die Umstände auf den Stationen angepasst an. Wir arbeiten echogestaltend auf Augenhöhe und gehen spontan auf die Bedürfnisse unserer Teilnehmer*innen ein. Wir „stören“ den Klinikalltag mit positiven Irritationen, schaffen gemeinsam mit unseren Patient*innen (kleine) ästhetische Momente in einem Kontext, der auf den ersten Blick wenig theatral wirkt, wir machen Geschichten erlebbar, wir tauchen gemeinsam in andere Welten ein und reisen spielerisch aus dem Krankenhaus heraus. Wir bedienen uns hierfür verschiedenster Methoden wie teaching in role, Puppenspiel, Improvisations- sowie Erzähltheater und bilden uns regelmäßig fort, um unser Repertoire an Formen und Mitteln zu erweitern. Die Richtlinien für den Patient*innenkontakt sowie die Hygienevorschriften für Stationseinsätze werden selbstbewusst und gründlich von uns angewendet – so gewährleisten wir die Sicherheit der Patient*innen und unsere eigene. Wir besuchen die Stationen ehrenamtlich in unserer Rolle als Theaterpädagog*innen und sprechen das Klinikpersonal oder die Eltern an, wenn die Bedürfnisse der Teilnehmer*innen außerhalb unseres Kompetenzbereichs liegen. Durch unsere Arbeit beflügeln wir nicht nur die Phantasie der Teilnehmer*innen, wir lenken sie auch gezielt vom Kranksein ab, bringen sie zum Lachen und reaktivieren die Patient*innen indem wir sie aktiv selbst gestalten lassen, anstatt nur alles über sich ergehen zu lassen, wodurch wir ihren Genesungsprozess unterstützen, ja teilweise sogar beschleunigen, und sie empowern. Wir verändern die Stimmung vor Ort und belegen das Krankenhaus mit positiven Bedeutungen und Erinnerungen, lassen die Patient*innen beispielsweise den Stationsflur als Urwald oder den Therapieraum als Tanzsaal und Garten erleben. In diesen Spielräumen haben die Teilnehmer*innen das Sagen und erleben sich selbst als gestaltend. Um unsere Arbeit auszuüben, brauchen wir ein starkes, beständiges Team, das sich seiner Kompetenzen und Arbeitsbedingungen bewusst ist. Wir brauchen zeitliche Verfügbarkeiten während der Einsatzzeiten, die vom Stundenplan und den Dozierenden unterstützt werden, wir brauchen den Respekt und die Anerkennung des ITPs und eine Dozierendenschaft, die uns die Arbeit an diesem Projekt ermöglicht. Wir brauchen Zugang zu unserem Material und regelmäßige Möglichkeiten für Austausch und Weiterbildung. Wir brauchen vor allem aber auch ein Bewusstsein über unsere Kompetenzen und Möglichkeiten sowie eine Selbstsicherheit in deren Anwendung, denn dann können Patient*innen und wir selbst gleichermaßen von diesem Projekt profitieren. Theaterklinik Lingen, 24.07.2019

Wenn Sie auch ein Lachen verschenken wollen,

... können Sie unter dieser Bankverbindung spenden: Gesellschaft der Freunde und Förderer des Bonifatius Hospitals e.V. Lingen, Sparkasse Emsland, IBAN: DE96 2665 0001 1040 0018 18, BIC: NOLADE21EMS, Verwendungszweck: "Kinderlachen hilft heilen"
Angewandte Forschung

Schulung von Pflegepersonal

Die Erkenntnisse der Arbeit der Theaterklinik Lingen werden an Pflegekräfte weitergegeben, um deren Arbeitsmethoden zu erweitern und den künftigen Krankenhausaufenthalt von Patient*innen zu erleichtern. Theatrale Methoden sollen im Pflegealltag zum Einsatz kommen und dabei helfen, die allgemeinen, für Heilungsprozesse kontraproduktiven, Situationen zu entschärfen und gleichzeitig die Ziele des Projektes zu erreichen. Die Erkenntnisse werden nicht nur in Workshops für das Krankenhauspersonal des Bonifatius Hospitals weitergebenen, sondern mittlerweile auch für Studierende des Bachelorstudienganges Pflege dual der Hochschule Osnabrück. Durch diese Kooperation werden seit 2014 auch gemeinsame Lehrveranstaltungen der Studiengänge Pflege dual und Theaterpädagogik angeboten.

Handbuch

Lachen, Ablenkung, Freude und Aktivierung… sind das nicht genau die Sachen, die ein kranker Mensch braucht, die ihm aber so oft fehlen? Häufig hat ein kranker Mensch wenig zu lachen und ist in den Gedanken über seine Krankheit gefangen. Und hier ist es völlig egal, ob man über ein Kind oder einen hochaltrigen Menschen spricht. Im Krankenhaus liegt der Fokus verständlicherweise auf dem Gesundwerden und somit auf der Krankheit, Ablenkung und Lachen kommen häufig zu kurz. Dabei ist mittlerweile erwiesen, dass diese Aspekte nicht nur für die Patient*innen förderlich sind, sondern genauso auch für die behandelnden Ärzt*innen und das Pflegepersonal.

Die Theaterklinik Lingen, ein Forschungsprojekt des Instituts für Theaterpädagogik der Hochschule Osnabrück am Campus Lingen, hat im April 2014 genau an dieser Stelle angefangen zu forschen: Durch welche theaterpädagogischen Methoden können die kleinen und großen Patient*innen des Bonifatius Hospitals in Lingen abgelenkt, erfreut, zum Lachen gebraucht und aktiviert werden? Und welche dieser Methoden können auch Ärzt*innen und Pflegepersonal ohne ausführliche theaterpädagogische Vorbildung in ihren Arbeitsalltag integrieren?

Dieses Handbuch will nun einen kleinen Überblick über das Projekt und vor allem über die erforschten Methoden geben und zum Ausprobieren einladen. Sollten Sie Interesse an einem praktischen Workshop zu diesem Thema und diesen Methoden haben, kontaktieren Sie uns gerne.
Bilder aus der Klinik
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Stimmen
Denn der Erfolg ist (…) entscheidend geprägt von den Theaterpädagogikstudierenden mit ihrer Kreativität und Individualität. Und wie sehr Humor unterstützend helfen kann, kann man erleben, wenn man schon einmal bei einem Besuch auf der Kinderstation oder in der geriatrischen Tagesklinik dabei war. Das bestätigen (…) die Stationsleitung Ursula Hofschlag-Scheffler und Stefanie Pinkhaus als Heilpädagogin.

EL, 03.01.2021

„Für die Kinder ist die Theaterklinik jede Woche ein Höhepunkt“, berichtete Ursula Hofschlag-Scheffler, Leiterin der Kinderstation.

LT, 10.02.2018

Der Stationsleitung der geriatrischen Tagesklinik, Elke Rosen, ist dies recht. „Das Projekt muss unbedingt fortgeführt werden. Es ist wichtig, die Menschen nach einem langen Krankenhausaufenthalt wieder auf positive Gedanken zu bringen.“

Lingener Tagespost, 20.05.2014

Im Rahmen seiner Show „Wunderheiler“ am Dienstag in der Emslandarena hatten Dr. Henry Bosse und Rahel Kurpat die Gelegenheit, dem Kabarettisten und Arzt Dr. Eckart von Hirschhausen die Lingener Projekte „Kinderlachen hilft Heilen“ und „Lachfalten helfen Heilen“ vorzustellen. […] Besonders spannend fand Eckart von Hirschhausen den Ansatz, dass beide Projekte direkt und indirekt therapeutisches Lachen in den Klinikalltag bringen.

EL, 25.05.2014